Warum verwende ich den AVEM-Test zur Beurteilung der Burnout-Gefährdung?

In diesem Blogbeitrag möchte ich dir erzählen, warum der AVEM-Test besonders gut zur Beurteilung der individuellen Burnout-Gefährdung geeignet ist.

Was ist der AVEM-Test?

Das Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) nach Schaarschmidt und Fischer ist ein wissenschaftlich geprüfter und vielfach eingesetzter Test zur Beurteilung der Gefährdung einer Person mit einem Burnout auszufallen. Eine Person beantwortet hierzu einen Fragebogen.  Im Ergebnis wird der Person, die den Test durchgeführt hat, ein Muster zugeordnet. Diese Muster haben eine verschiedene Bedeutung im Hinblick auf die Burnout-Gefährdung. Diese Zuordnung wird mit einem Programm durchgeführt, das mittels eines Algorithmus Musterzugehörigkeiten ermittelt. Zusätzlich werden die elf Dimensionen, die der Test abfragt einzeln betrachtet und durch mich persönlich ausgewertet. Die Ergebnisse werden im Gespräch mit der betreffenden Person diskutiert. Am Ende hat sie ein genaues Bild über ihr persönliches Stressmuster und kann an den Defiziten im Umgang mit Stress arbeiten.

Funktioniert der AVEM-Test zuverlässig?

Den Fragebogen des AVEM-Tests gibt es in verschiedenen Ausführungen. Ich verwende die umfangreichere, detaillierte Ausführung mit 66 Fragen, die im Gegensatz zu der Ausführung mit 44 Fragen besser auf ihre Zuverlässigkeit hin geprüft wurde und vom Testkuratorium der Föderation deutscher Psychologenvereinigungen als weitgehend objektiv, zuverlässig und valide eingestuft wurde. Die Gültigkeit des AVEM-Tests wurde zudem für verschiedene Berufsgruppen gezeigt.

Theoretischer Hintergrund

Die Beurteilungen mit dem AVEM-Test knüpfen einerseits an bekannte Ressourcentheorien wie das Salutogenesemodell des Soziologen Aaron Antonovsy an. Die salutogenetische Sicht prägt heute unser Verständnis von Krankheit und Gesundheit. Nach der salutogentischen Auffassung bewegt sich der Mensch im Lebensverlauf auf einem Kontinuum dynamisch zwischen den beiden Polen Gesundheit und Krankheit, wobei er mal mehr zum einen Pol und mal mehr zum anderen Pol tendiert.  Hierbei bestimmen die persönlichen Ressourcen einer Person, wie sie mit Belastungen umgehen kann und wie stark ihr Kohärenzerleben ist. Das Kohärenzerleben setzt sich zusammen daraus, wie sinnhaftig, handhabbar und verstehbar ein Mensch seine Umwelt empfindet. Des Weiteren knüpft die Beurteilung am transaktionalen Stressmodell des Psychologen Richard Lazarus an. In dem Modell postuliert Lazarus, dass Stress entsteht, wenn eine Person ihre eigenen Bewältigungsmöglichkeiten als zu gering eingeschätzt, um eine fordernde Situation erfolgreich zu handhaben. Durch die Aufdeckung der persönlichen Defizite in den Bewältigungsmöglichkeiten kann der AVEM-Test eingesetzt werden um individuelle Stressprävention zu betreiben. Jede Person  kann auf diese Art abgestimmte Bewältigungsmöglichkeiten als Technik erlernen.

Was ist mit den Mustern in Bezug auf die Burnout-Gefährdung gemeint?

Der AVEM-Test erfasst Persönlichkeitsmerkmale und Merkmale, die durch die Anforderungen im Beruf geprägt werden. Basierend auf diesen Merkmalkombinationen entsteht ein individuelles Verhaltensmuster. Dieses Muster beschreibt, wie eine Person mit beruflichen Belastungen umgehen kann und welche positiven oder negativen Folgen für sie daraus entstehen.  Der AVEM-Test gibt Auskunft über das Arbeitsengagement einer Person, ihrer Widerstandskraft gegenüber Belastungen und über das Erleben ihrer Emotionen. Schaarschmidt und Fischer identifizierten mit einer Clusteranalyse vier große Gruppen die sie in Muster benannten.

Das Gesundheitsmuster

Das Muster G bezeichnet das Gesundheitsmuster, indem alle vier Teilbereiche so ausgeprägt sind, dass Schaarschmidt und Fischer sie als Hinweis auf gesundheitsförderliches Verhalten gegenüber der Arbeit bezeichnen. Das Arbeitsengagement ist eher hoch ausgeprägt, ausreichend Widerstandskraft gegeben und positive Emotionen überwiegen.

Das Schutzmuster

Das Muster S wird als Schutzmuster bezeichnet. Es zeichnet sich dadurch aus, dass bei Vorliegen dieses Musters die Person ein eher gering ausgeprägtes Arbeitsengagement, eine ausgeglichene Widerstandskraft und das Erleben positiver Emotionen aufweist. Das Muster G und das Muster S werden von Schaarschmidt und Fischer als die Muster angesehen, die kein Risiko im Sinne einer Burnout-Gefährdung darstellen. Gefährdeter im Sinne eines Burnouts sind Personen, die große Anteile der anderen beiden Muster aufweisen.

Das Anforderungsmuster

Das Muster A ist das Anforderungsmuster. Es ist gekennzeichnet durch ein überhöhtes Arbeitsengagement, geringere Widerstandskraft gegenüber Belastungen und dem Erleben eher negativer Emotionen.

Das Burnoutmuster

Das Muster B ist das Burnoutmuster. Charakteristisch sind niedrige Ausprägungen im Bereich des Arbeitsengagements, eine niedrige Widerstandskraft gegenüber Belastungen und das vorherrschen negativer Emotionen. Stark gewichtet wird im Muster B die hohe Resignationstendenz mit geringer Motivation und niedrige Widerstandskraft gegenüber Belastungen. Diese Themenbereiche werden zum wesentlichen Bestandteil eines Burnout-Syndroms gezählt.

Fazit

Der AVEM-Test ist eine zuverlässige Möglichkeit die individuelle Stressbelastung einer Person aufzuzeigen. Er bietet zudem genau definierte Ansatzpunkte für Interventionsmöglichkeiten, die im Rahmen eines gezielten Stressbewältigungstrainings durchgeführt werden können.